Ausdrücke
Einen Wert selber kann man nicht schreiben oder aussprechen, es bedarf immer einer Darstellung oder Schreibweise des Wertes in einem bestimmten Code bzw. einer bestimmten Sprache. Einen Tisch selber kann man nicht schreiben, zeichnen oder sprechen, sondern immer nur eine Darstellung oder Schreibweise (Sprechweise) des Tisches, wie etwa das Wort „Tisch“.
In formalen Sprachen werden bestimmte Schreibweisen verwendet, um bestimmte Werte auszudrücken, also anzugeben, wie beispielsweise Namen für Werte.
Obwohl Schreibweisen für Werten nicht die Werte selber sind, ist es eine sprachliche Konvention, sie so zu verwenden, als ob sie die Werte seien. Man schreibt also, wenn keine Mißverständnisse möglich sind, normalerweise z.B. „Der Wert ist 7.“ und nicht „Der Wert ist der von dem Namen 7 benannte Wert.“ oder „Der Wert hat die Dezimaldarstellung 7.“. Dies darf aber nicht dazu verleiten zu glauben die Schreibweise „7“ sei der Wert selber, den sie bezeichnet, denn im Zweiersystem schreibt sich derselbe Wert beispielsweise als „111“, während dort die Schreibweise „7“ gar keinen Wert bedeutet.
Die Zuordnung von Ausdrücken zu Werten erfolgt also erst durch die formale Sprache, die aber dann nicht immer wieder angegeben werden muß, wenn vorausgesetzt werden kann, daß bekannt ist, welche formale Sprache verwendet wird.
Jede Schreibweise einer formalen Sprache, die irgendwie einen bestimmten Wert ausdrücken soll, wird als ein Ausdruck bezeichnet. Das kann man sich auch kurz merken als: „Ein Ausdruck hat einen Wert.“
Ein Ausdruck ist ein Teil eines Textes in einer bestimmten formalen Sprache, der—gemäß den Regeln dieser Sprache—einen bestimmten Wert repräsentiert.
Der Wert eines Ausdrucks kann bereits durch den Ausdruck selber (also durch seinen Text) bestimmt sein. Da der Wert des Ausdrucks dann schon bei der Niederschrift bestimmt ist, sagt man auch, der Wert sei statisch oder bereits zur Schreibzeit oder Übersetzungszeit bestimmt.
Es ist auch möglich, daß der Wert eines Ausdrucks erst bei der Interpretation eines Textes einer formalen Sprache festgelegt wird und dabei von den Umständen zur Zeit der Interpretation (Ausführung) abhängt. Bei Programmiersprachen sagt man dann, der Wert sei dynamisch oder erst zur Laufzeit bestimmt, er ist also erst bestimmt, wenn das Programm läuft. Wenn ein Text einer formalen Sprache mehrfach interpretiert wird, kann der Wert eines solchen Ausdrucks auch bei jeder Interpretation anders sein. Das ist auch ein Unterschied von den Ausdrücken zu den Termen der Mathematik, deren Wert immer bereits „zur Schreibzeit“ (also durch den Term selber) bestimmt ist.
Ein Literal ist ein elementarer Ausdruck. Dabei bedeutet „elementar“, daß ein Literal sich nicht in weitere Teile zerlegen läßt, die darin auch als Ausdrücke zu verstehen sind zerlegen läßt. Es ist also kein komplexer Ausdrucke, der selber wieder aus mehreren Ausdrücken zusammengesetzt ist.
Ein Ausdruck entspricht einer Nominalphrase einer natürlichen Sprache, ein Literal einem Substantiv.
Das, was ein Ausdruck angibt, wurde hier als ein Wert bezeichnet. Allerdings ist das Angegebene in bestimmten formalen Sprachen nicht immer auch ein Wert im Sinne dieser formalen Sprache.