Verbreitete Irrtümer über C++

Die ist eine FUM (frequently uttered misconceptions ) für C++. Sie gibt häufig vorkommende Irrtümer über C++ wieder und stellt sie richtig.

`void main`

Irrtum 0: „Die Funktion "main" darf mit "void main" definiert werden.“

Der Ergebnistyp "int" wird in der C++ -Norm für "main" durch “It shall have a return type of type int ” ausdrücklich verlangt.

“An implementation shall not predefine the main function. This function shall not be overloaded. It shall have a return type of type int, but otherwise its type is implementation-defined. ”

ISO/IEC 14882:1998(E), 3.6.1, p2

Einzelne C++ -Implementationen mögen es tolerieren, wenn die Methode "main" mit dem Ergebnisttyp "void" definiert. Trotzdem ist solch ein Programm kein korrektes C++ -Programm.

„Ich glaube der einzige Grund um auf 'int main' zu bestehen, besteht darin, ein Mittel zu haben, um definitiv schlechte Bücher auf einem Blick von möglicherweise nicht so schlechten zu unterscheiden.

Wenn ein Autor 'void main()' schreibt, kann nicht erwartet werden, daß er viel Wert auf weniger offensichtliche, aber wichtigere, Details der Sprache legt.

Wenn er andererseits schreibt 'int main()', könnte er ein hinreichender Pedant und/oder Glückspilz sein, um den Rest seines Buches richtig hinzukriegen. ;-) “

André Pönitz, im Usenet, <b9at48$snc$4@narses.hrz.tu-chemnitz.de>, aus dem Englischen übersetzt von Stefan Ram

„shall “

Irrtum 1: „Die Norm verwendet bei der Festlegung des Ergebnistyps von 'main' nur ‚shall ‘ und nicht ‚must ‘, deswegen ist dies nur eine ‚sollte‘-Bestimmung.“

Die ISO -Richtlinien “Rules for the structure and drafting of International Standards ” zu Stil und Interpretation von ISO -Normen geben in Punkt 2.1 vor, daß “shall ” zur Kennzeichnung einer absoluten Pflicht (“has to ”) dient.

http://lhc-proj-qawg.web.cern.ch/lhc-proj-qawg/LHCQAP/isorec.pdf

Auch das bekannte Online-Wörterbuch LEO übersetzt “the insurance shall be contracted ” beispielsweise mit „die Versicherung muß abgeschlossen werden“.

Anweisungen und Semikolons

Irrtum 2: „Jede Anweisung in C++ endet mit einem Semikolon.“

„Anweisung“ heißt auf Englisch “statement ”.

Die rechte Seite der Produktionsregel für das Nichtterminalsymbol 〈statement 〉 in der C++ -Norm hat acht Möglichkeiten. Es gibt so gesehen also acht verschiedene Arten von Anweisungen.

〈statement 〉 ::=: 〈labeled-statement 〉 |
〈expression-statement 〉 |
〈compound-statement 〉 |
〈selection-statement 〉 |
〈iteration-statement 〉 |
〈jump-statement 〉 |
〈declaration-statement 〉 |
〈try-block 〉.

Das 〈compound-statement 〉 und der 〈try-block 〉 endet nie mit einem Semikolon,
das 〈labeled-statement 〉, das 〈selection-statement 〉 und das 〈iteration-statement 〉 können mit oder ohne Semikolon enden,
nur das 〈expression-statement 〉, das 〈jump-statement 〉 und das 〈declaration-statement 〉 enden immer mit einem Semikolon.

Der Irrtum zeigt, daß der Autor die Bedeutung des Begriffs „Anweisung“ (“statement ”) in C++ nicht kennt.

`printf`

Irrtum 3: „In C++ kann genauso gut "#include <stdio.h>" und "printf" wie "#include <iostream>", "#include <ostream>" und "::std::cout <<" verwendet werden.“

Die C++ -Norm definiert 18 Köpfe für Fähigkeiten der C-Standardbibliothek. Dazu gehört auch "<cstdio>" als Entsprechung des C -Kopfes "<stdio.h>". Im Anhang D5 wird auch der Kopf "stdio.h" für C++ bereitgestellt, doch nur zur Kompatibilität mit C und nicht für neu geschrieben C++ -Programme. In einer Fußnote wird klargestellt, daß die neuen Köpfe empfohlen sind.

“The ".h" headers dump all their names into the global namespace, whereas the newer forms keep their names in namespace std. Therefore, the newer forms are the preferred forms for all uses except for C++ programs which are intended to be strictly compatible with C. ”

ISO/IEC 14882:1998(E), 17.4.1.2, p2, Fußnote 160)

Damit könnte in C++ der Kopf "<cstdio>" eingebunden werden und dann die Funktion "::std::printf" verwendet werden. (Der Namensraum "::std" muß dann ausdrücklich angegeben werden.)

In neu geschriebenen C++ -Programmen werden aber in der Regel die C++ -Ausgabeoperatoren verwendet, weil diese sich viel besser mit dem Typsystem von C++ vertragen und die alten C -Funktionen auch die fehleranfälligen Formatierungsspezifizierer beinhalten, die man gerne vermeidet.

Obwohl C++ also einige alte C -Programme mit "#include <stdio.h>" und "printf" akzeptiert, empfiehlt die Norm jedoch die Form "#include <cstdio>" und "::std::printf". Die führenden Lehrbuchautoren und C++ -Programierer verzichten bei neuen C++ -Programmen ganz auf die alte C -Bibliothek und verwenden die C++ -Einrichtungen für die Ein- und Ausgabe.

`struct`

Irrtum 4: „In C++ wird mit »struct« keine Klasse, sondern eine Struktur spezifiziert.

In C++ hat »struct« am Anfang eines Klassenspezifizierers dieselbe Bedeutung wie »class«—abgesehen davon, daß Einträge bei Verwendung von »struct« als »public« gelten, wenn keine andere Sichtbarkeit für sie angegeben wird. Etwas wie eine „Struktur“ gibt es in C++ nicht, wenn man nicht bestimmte Klassen so bezeichnen will.