Deskriptive und assoziative Einwortsuche
Einige der häufigsten Probleme und Mißverständnisse beim Suchen entstehen, wenn dem Suchenden der Unterschied nicht bewußt ist, der zwischen der eher deskriptiven Kommunikation, wie Menschen sie untereinander verwenden, und dem eher assoziativen Zuordnen, wie Suchmaschinen es oft betreiben, besteht.
Deskription und Assoziation
Ein Suchender könnte zu einem menschlichen Bibliothekar beispielsweise sagen: „Ich suche etwas über Schriftsatz. “ Der Bibliothekar würde ihn wahrscheinlich verstehen und könnte dann tatsächlich passende Artikel finden.
Bei der Suche mit einer Suchmaschine wäre es nun naheliegend, die dem Bibliothekar gegebene Beschreibung in die Suchmaschine einzugeben, also etwa das Wort „Schriftsatz“. Diese Vorgehensweise wird hier deskriptiv genannt, weil sie mit einem Begriff beschreibt, worum es geht. Diese Beschreibung setzt beim Hörer ein sprachliches Verständnis der Sache voraus.
Bei einer Suchmaschine kann solch ein Verständnis aber nicht vorausgesetzt werden. Sie versteht nicht die Bedeutung des Wortes „Schriftsatz“, sondern kann nur Seiten finden, auf denen dieses Wort vorkommt.
Vorgehensweise bei der assoziativen Suche
Werden Seiten zum Thema Schriftsatz gesucht, so muß man sich also überlegen, welche Wörter auf solchen Seiten vorkommen. Das Wort „Schriftsatz“ selber muß nicht immer zu diesen Wörtern gehören, wiewohl dies auch geschehen kann, da viele Texte teilweise selbstbeschreibend sind (etwas in ihrem Titel oder in Überschriften). Seiten, die sich mit Schriftsatz beschäftigen werden aber oft bestimmte Fachwörter des Schriftsatzes (wie beispielsweise das Wort „Geviert“) enthalten. Durch die Suche nach einem solchen typischen Wort können also Seiten zu einem Thema gefunden werden, obwohl dieses Wort das Thema nicht direkt bezeichnet.
Probleme mit der deskriptiven Suche
Wird nach einem Thema durch Verwendung des Themas als Wort (z.B. „Schriftsatz“) gesucht, dann macht man sich von einer zutreffenden Selbstbeschreibung der Quelle abhängig, weil das gesuchte Wort auf der Seite vorkommen muß. Das wird schwieriger bei Texten zu denen verschiedene Selbstbeschreibungen denkbar sind, da dann oft nicht alle davon verwendet werden.
Synonyme
So kann beispielsweise ein „Glossar“ auch als „Wortverzeichnis“ betitelt sein. Dann wird es, wenn es nicht zufälligerweise auch noch das Wort „Glossar“ enthält, bei der deskriptiven Suche nach „Glossar“ nicht gefunden, obwohl es ein Glossar ist. Es könnte aber bei der Suche nach einem in dem Wortverzeichnis vorkommenden Worte gefunden werden.
Eine Seite über Schriftsatz könnte sich selbst als Seite über Typographie betiteln und beschreiben, ohne das Wort „Schriftsatz“ je zu verwenden. Obwohl diese Seite möglicherweise zum Thema Schriftsatz hochrelevant ist, würde sie bei einer Suche nach dem Wort Schriftsatz nicht gefunden werden.
Polysemie
Umgekehrt könnte sich eine Seite mit einem Schriftsatz im Sinne einer schriftliche Erklärung der an einem gerichtlichen Verfahren beteiligten Parteien beschäftigen und daher auch bei einer Suche nach dem Wort „Schriftsatz“ gefunden werden, obwohl sie sich nicht mit dem Thema Schriftsatz im Sinne des Suchenden beschäftigt.
Fehlen einer Bezeichnung
Es wird auch schwierig bei Themen, für die es keine spezielle etablierte Bezeichnung gibt, mit der eine Selbstbeschreibung gegeben werden kann, oder für die der Suchende keine solche Bezeichnung kennt.
Deskriptive und Assoziative Suche
Es ist also zwischen der deskriptiven und der assoziativen Suche zu unterscheiden:
Bei der deskriptiven Suche wird der gesuchte Inhalt durch den Suchtext beschrieben.
Bei der assoziativen Suche, wird ein Text gesucht, der in dem gesuchten Text vorkommen muß.
Da Suchmaschinen die Sucheingaben im allgemeinen nicht inhaltlich verstehen können, sondern nur nach Quellen suchen, in denen der gesuchte Text vorkommt, entspricht das assoziative Suchen der Funktionsweise der Suchmaschinen besser und wird daher im allgemeinen auch zu besseren Ergebnissen führen.
Warum sind deskriptive Suchen manchmal erfolgreich?
Erstaunlich oft, ist aber trotzdem auch eine deskriptive Suche erfolgreich. Eine deskriptive Suche kann nämlich zugleich als assoziative Suche interpretiert werden und dann erfolgreich sein, wenn ein das Thema eines Textes beschreibendes Wort oft auch in diesem Text vorkommt. Außerdem bemühen sich die Betreiber von Suchmaschinen und die Anbieter von Informationen, es den deskriptiv Suchenden leicht zu machen, indem sie Anfragen entsprechend gewichten bzw. geeignete Selbstbeschreibungen zu Informationsquellen fügen.
Durch die Kommunikation mit anderen Menschen sind Menschen meist an eine deskriptive Suche gewöhnt, bei der sie das Gesuchte sprachlich beschreiben. Die den Suchmaschinen eigentlich besser angepaßt assoziative Suche ist daher meist auch etwas weniger naheliegend und insofern schwieriger.
Aufgaben
- ? Suchwörter kategorisieren
- Jemand sucht Kochrezepte. Welches der beiden Wörter „Kochrezepte“ und „Mehlschwitze“ ist dann deskriptiv und welches assoziativ?
- ? Vorkommen prognostizieren
- Schätzen Sie, In wie vielen Prozent der Artikel über die Rezeption des Musikspiels „Jesus Christ Superstar “ in der Bundesrepublik Deutschland, das Wort „Rezeption“ vorkommt?
- / Themengebiete eines Wortes finden
- Welche Themen findet man besonders oft bei der Suche nach dem Wort „herleitbar“? (Betrachten Sie die ersten 100 Ergebnisse einer Anfrage.)